Als Land ohne nennenswerte Rohstoffvorkommen ist Deutschland inmitten von Europa angewiesen auf den Export von High-Tech-Produkten. Die Energie für die Entwicklung und Produktion dieser Produkte muss bereitgestellt werden. In der öffentlichen Debatte um die Energiewende geht es häufig allein darum, was dieses Projekt kostet. Gerade offenbart das Coronavirus die Abhängigkeit zahlreicher Wirtschaftssektoren von China. Bei der Energieversorgung hat Deutschland die Chance auf heimische Erzeugung umzusatteln, Abhängigkeiten abzuschütteln, lokale Wertschöpfung zu steigern und daraus sowohl monetären Nutzen zu ziehen sowie unser Klima zu schonen. Bringen wir also die Energiewende gemeinsam voran!

Hohe Importabhängigkeit Deutschlands

Deutschlands Importabhängigkeit bei Erdöl, Erdgas, Steinkohle und Uran ist enorm. 72,5% unseres Primärenergiebedarfs wurde im Jahr 2018 importiert. Russland steht dabei auf Platz 1 der Rohstofflieferanten für Rohöl, Erdgas und Steinkohle, aber auch aus Kasachstan, Libyen, Nigeria und dem Irak führt Deutschland Erdöl ein.

Ausgaben für Energieimporte und Förderung erneuerbarer Energien

Die jährlichen Ausgaben für Import von Energieträgern betrugen nach Zahlen des Statistischen Bundesamts in Deutschland im Jahr 2017 rund 60 Milliarden Euro (Link).

Im Jahr 2017 betrug die Summe der Vergütungszahlungen für erneuerbare Energien 30 Milliarden Euro. Abzüglich des Marktwertes des vergüteten Stromes sowie vermiedener Netzkosten verbleibt ein Differenzbetrag von rund 24 Milliarden Euro, der über die so genannte EEG-Umlage finanziert wird.

Erneuerbare Energien ersparen Rohstoffimporte

Nach einer im Auftrag des Bundeswirtschaftsministerium erstellten Studie spart die deutsche Volkswirtschaft, durch den Ausbau der erneuerbaren Energien, jährlich bis zu 20 Milliarden Euro ein (Link, S.28). Für Strom aus Wind und Sonne muss kein Erdöl oder Erdgas, keine Steinkohle und kein Uran importiert werden. Geld, das für andere Investitionen frei wird, statt in die Golfstaaten oder nach Russland abzufließen.

Kosten und Nutzen der Energiewende

Stellt man die die jährlichen gesellschaftlichen Kosten für die Förderung erneuerbarer Energien und deren volkswirtschaftlichen Nutzen durch vermiedene Importe gegenüber, dann ergibt sich eine Summe von 4 – 6 Milliarden Euro. Mit diesem Betrag deckt Deutschland bereits mehr als 40% seines Strombedarfs dauerhaft aus heimischen Energiequellen, CO2-frei und ohne unkalkulierbare Folgekosten. Etwa ab dem Jahr 2023 dreht sich die Bilanz aller Voraussicht nach sogar ins Positive, denn für alte Anlagen mit hohen Vergütungen endet der Förderzeitraum .

Vergleich der Kosten hinkt

Paradoxerweise werden häufig in der Gegenüberstellung der Kosten für erneuerbare Energien und fossile sowie atomare Energiequellen ausschließlich Erzeugungskosten verglichen. Ohne sämtliche Nebenkosten und direkte sowie indirekte Subventionen einzupreisen ist ein Vergleich aber nicht sinnvoll. Deutschland bezahlte für den Ausstieg aus dem unwirtschaftlichen Steinkohlebergbau zwischen 2009 und 2018 insgesamt 19,5 Milliarden Euro (Link). Insgesamt wurden der Steinkohle mehr als 135MilliardenEuro an Beihilfen gewährt (Link). Folgeschäden des Bergbaus wie zum Beispiel Bergsenkungen und resultierende Schäden an Gebäuden sind in dieser Summe noch nicht enthalten. Atomkraftwerksbetreiber müssen nur einen Bruchteil eines atomaren Unfalls versichern, die Kernbrennstoffsteuer wurde rückwirkend abgeschafft und zurückerstattet (6,3 Milliarden Euro, Link) und für Zwischen- und Endlagerkosten kommt der Steuerzahler auf (Link). Die so genannten Ewigkeitskosten des Braunkohletagebaus sind bislang nicht beziffert und die Haftungsfrage ist vollkommen unklar. Im Zweifel zahlt der Steuerzahler.

Erneuerbare Energie sind eine gigantische Chance für Deutschland

Alles wird teurer als geplant – außer erneuerbare Energien. Die Anschaffungskosten für die Solarenergie sind von 2006 bis 2018 um 75% gefallen (Link). Heute produzieren Solarkraftwerke Strom zu geringeren Preisen als Braun- und Steinkohle-, Erdöl- und Erdgaskraftwerke (Link). Heute arbeiten direkt und bei Zulieferern über 300.000 Menschen im Bereich erneuerbare Energien. Demgegenüber stehen 20.000 Beschäftigte in der Braunkohle und etwa die gleiche Zahl in der Atomkraft. Für die erneuerbaren Energien genügt es, wenn stabile Rahmenbedingungen vorherrschen. Vergütungen für verbrauchsnah und emissionsfrei erzeugten Solarstrom um 10 Cent/kWh für das Einfamilienhaus sind auskömmlich und größere Solarkraftwerke benötigen teils keinerlei Förderung mehr. Demgegenüber erhält das neue Atomkraftwerk Hinkley Point C in Großbritannien satte 12 Cent pro Kilowattstunde staatlich garantiert über einen Zeitraum von 35 Jahren. Der Umbau der Energieversorgung auf erneuerbare Energien hält die Wertschöpfung in Deutschland, schafft Arbeitsplätze, vermeidet jährlich den Abfluss von Millarden von Euro für Energieimporte und rettet am Ende das Klima auf unserer Erde.

Weiterer Ausbau von Solar und Wind ist mindestens kostenneutral

Vielfach wird das Klimaargument genannt und die Argumentationskette zur Notwendigkeit des weiteren Ausbaus von Photovoltaik und Windkraft darauf aufgebaut. Die Auswirkungen des Klimawandels müssen unzweifelhaft begrenzt und der Ausstoß von CO2 minimiert werden. Die rein objektive, ökonomische Betrachtung von Experten ergibt, dass ein Festhalten an der konventionellen Energieerzeugung zu gleich hohen Kosten führt, wie die Umstellung auf erneuerbare Energien (Link). Wenn der Umbau des Energieversorgungssystems zu gleichen Kosten (Netzinfrastruktur, Betriebskosten, Kapitalkosten) möglich ist und zusätzlich eine Verringerung der CO2-Emissionen von 95% erreicht wird, erübrigt sich die Entscheidung. Wohlgemerkt: In dieser Betrachtung sind die heute vollkommen unkalkulierbaren und sozialisierten Kosten für die Endlagerung des Atommülls und die Folgeschäden der Kohleverstromung sowie die Abhängigkeit Deutschlands von Energieimporten außer Acht gelassen. Erneuerbare Energie führen sogar zu einer besseren Planungssicherheit, da hier keine Brennstoffkosten entstehen und die langfristige Preisentwicklung für Kohle, Erdöl und Erdgas kaum abzusehen ist.

Die Energieversorgung für Deutschland selbst in die Hand zu nehmen der einzige ökonomisch, ökologisch und sozial sinnvolle Weg. Packen wir es an!